(27.11.2018)

 

 

 

Warum – Blocher darf im „Tagi“ reden

 

 

 

Am 27.11.18, zwei Tage nach dem Ende der Belästigung an allen Ecken und Enden der Schweiz durch die Kampagne/Plakate von Blocher und seiner rechten Bewegung für die SBI, veröffentlicht der „Tages-Anzeiger“ ohne wirklichen Grund, etwa das Vorliegen relevanter News, ein Interview mit Blocher.

 

 

 

(Er sagte dabei zu seiner Nachfolge, dass „gute Leute“, wie Köppel und seine Tochter Magdalena, kämen. Und redete von einer „üblen Gegenkampagne“, die Schuld daran sei, dass seine Initiative unterlag.)

 

 

 

Ich habe dazu an die Leserbriefredaktion leserforum@tages-anzeiger.ch der Zeitung geschrieben:

 

 

 

Warum gibt man Blocher immer wieder ein Forum? Und lichtet ihn dann auch noch im Stil des Seigneur ab? Blocher hat schon genug Foren: In den eigenen zwei Dutzend „Nachrichten“, wo er an die zwei Millionen LeserInnen wöchentlich erreicht. Und zum Beispiel @ Landesmuseum von „Geschichtsfälschung“ schreibt, die er selber fälscht. Blocher verfolgt die gleiche Agenda wie alle rechten Bewegungen in Europa und Übersee – die Schwächung/Abschaffung der Demokratie und des Ausgleichs. Dass Nachfolger Köppel und Tochter Magdalena gute Leute sind, darf bezweifelt werden. Ich sehe bei beiden die gleiche Überheblichkeit und Schnoddrigkeit wie beim Bappe/Ziehvater. Frau Martullo ist als Grosskapitalistin ebenfalls per se keine Volksvertreterin. Und dass gegen die SBI eine „üble Gegenkampagne“ gelaufen habe, darf nicht unwidersprochen bleiben. Übel war das perfide Postgelb ohne Absender. Die Unlauterkeit/Dummheit der Argumente auf „20 Minuten“ und in den Inseraten, was nach einem Lauterkeitsgesetz auch für politische Werbung schreit. Die Demokratie ist zu verletzbar, als dass Leute wie Blocher noch länger dran rummanipulieren dürfen. Unterstützen Sie ihn nicht auch noch. Michael Walther, Büelstr. 58, 9630 Wattwil

 

 

 

 

 

(25.11.2018)

 

50 Prozent gut rausgekommen

 

 Es ist halb gut herausgekommen am 25. November 2018. Die antidemokratische SVP-Initiative wurde nicht „zu früh lanciert“ (Hans-Ueli Vogt). Sie hätte gar nicht vors Volk gebracht werden dürfen. Sie ist Teil der Agenda jeder rechten Bewegung in Europa und Übersee zur Auflösung aller staatlichen, demokratischen, ausgleichenden Institutionen. Eine SVP-typische Zwängerei, die kein reales Problem löst, die StimmbürgerInnen nur kostet und deren Umsetzung gar nicht geht. Wir müssen uns merken: Demokratien sind langfristig zu sensibel, als dass Herren wie Blocher, Matter und Co. weiter dran rumfingerlen sollten. Statt dessen braucht es ein Gesetz für lauteren Wettbewerb auch in der Politwerbung. Die Pflicht, auf politische Werbung den Absender zu setzen. Und die Transparenzinitiative, wer wie viel in Abstimmungs- und Wahlkämpfe buttert, sprich die Demokratie einfach kaufen und in den eigenen Sack stecken kann. Sowie zum Ausgleich der IV-Rentner-Verfolgungsinitiative ein Gesetz zur Observation der Steuerhinterzieher. Dort geht der Betrug nämlich jährlich in die Milliarden. Nicht nur in die Millionen wie bei den Sozialversicherungen.

 

 

 

 

(11.11.2018)

 

Abstimmungsplakate umgekehrt lesen – Lauterkeitsgebot auch in der politischen Werbung

 

Der Urnengang vom 25. November ist wieder ein Beispiel, wie Parolen auf Plakaten umgekehrt gelesen werden müssen. Und dass dies an den Schulen so gelehrt werden müsste: Bei "Fairplay" geht es um die Wiedereinführung des Schnüffelstaats. Beschnüffelt werden die Schwächsten, die Behinderten. Die Suva schätzt, durch Observationen zwölf Millionen Franken im Jahr sicherzustellen. Steuerhinterziehung pro Jahr gemäss Schätzung eines renommierten Anwaltsbüros: 20 Milliarden. Die rechte Parlamentsmehrheit schützt Steuerhinterziehung und misst nicht mit gleichen Ellen. Bei der "Selbstbestimmungsinitiative" von Blocher geht um die stückweise Abschaffung von Demokratie und Völkerrecht: Vor dem Europäischen Menschengerichtshof haben auch schon Procap/die Behinderten Recht bekommen. Danach wird die Schwächung der Schweizer Justiz folgen. Die Schwächung der unabhängigen Medien, mit No Billag schon versucht. Gängelung unabhängiger Lehrer und Kulturschaffender. Schweizer Schulen wie zu Gotthelfs Zeiten. Aushöhlung des Sozialstaats. Schwächung des Service Public. Leugnung des Klimawandels. Steuerbegünstigung für Milliardäre: Das ist die Agenda von Blocher und seiner SVP. Wie alle rechten Volksverführer in Europa und Übersee – Orban, Kaczyński, ÖVP, AfD, Erdogan, Trump, Putin etc. – will auch Blocher aus Machtgier die Selbstherrschaft. Zur Erhaltung der Demokratie braucht es drei Dinge: Transparenz. Wer zahlt wie viel an welche Kampagne. Ein Lauterkeitsgesetz auch für politische Werbung, in den digitalen und analogen Medien. Und die Vorschrift, dass auf politische Werbung der Parteiabsender gehört. Demokratien sind zu offen und verletzlich, als dass Leute wie Blocher & Co. länger daran rumfingern dürfen.

 

 

 

 

(6.11.2018)

 

Medienkritik bei SRF – und bei sich selbst

 

Es ist schön, wenn die "Tages-Anzeiger"-Redaktion die Wahl von Nathalie Wappler kritisch beäugt. (Gehen wir jetzt mal davon aus, dass sie ihren Kollegen einiges voraus hat.) Tamedia ist aber auch eine Konkurrentin der Service-Public-Organisation SRF. Und Tamedia (nicht die "TA"-Redaktion) hatte damals die No-Billag-Initiative nicht mehr als halbherzig bekämpft. Nun wäre es schön, wenn die Geschäftsleitung der Redaktion erlauben würde, auch den eigenen, massiven Beitrag zur Medienkonzentration, zur Verringerung der Meinungsvielfalt, zu den andauernden Redaktionskürzungen, zum Auspressen der Schweizerischen Depeschenagentur, Wegpusten der Publicitas, zur viel zu grossen eigenen Marktmacht im Internetbereich, zu den eigenen krassen Renditevorgaben und zu ihrem viel zu leichten Spiel mit einer komplett zahnlosen Weko – wenn die TA-Geschäftsleitung ihrer Redaktion (oder die Redaktion sich selber) erlaubte, auch alles dies kritisch und nicht immer bloss auf dem absoluten Zeilenminimum zu durchleuchten. Dafür dankt: Michael Walther, Büelstr. 58, 9630 Wattwil.

 

 

 

 

(25.10.2018)

 

Forum für Scheindebatten, Klimakatastrophenleugnung

 

Am 24. Oktober las ich wieder die "Nachrichten", diesmal die Stadt-St.Galler-Ausgabe. Darin befand sich nicht nur die Kolumne Blochers, mit der er sich, wie alle internationalen Rechten, als Sympathisant der Klimakatastrophenleugner zu erkennen gab. (Ich drücke mich vorsichtig aus.)

 

Es erschien da auch ein Text "Lichterlöschen für die Meinungsfreiheit?" (natürlich nicht, kein Lichterlöschen!) von René Alder.

 

Es ist so: Giuseppe Gracia, der in den Medien leider immer bekanntere Sprecher des erzkonservativen und vorgestrigen, für die Zukunft der katholischen Kirche eher riskanten Bischofs Huonder, hat ein Buch geschrieben. (Nicht das erste. Früher sprudelte er vor literarischen Ideen.) Es trägt den Titel "Das therapeutische Kalifat" und er soll darin vor dem "Political-Correctness-Maulkorb" warnen. Dies ging aus dem Vorspann des Texts hervor.

 

Er singt also definitiv das Lied der Rechten, und er durfte seine Meinung völlig frei äussern im St.Galler "Pfalzkeller". Das ist der Eventraum in der St.Galler Pfalz, also des (seit den 1990-er Jahren) rechtslastigen St.Galler Parlaments und der St.Galler Regierung, die nie was anderes als rechtsbürgerlich war. Als es aber immerhin noch bürgerliche Politiker gab. Nicht nur rechtsnationale vom Schlag der SVP und Neoliberale, die sich immer noch bürgerlich nennen und darin auch von Medien unterstützt werden, die diese Bezeichnung nie änderten, obwohl dafür längst keine Begründung mehr besteht. Denn mit bürgerlicher Politik, nämlich engagiert für einen bürgerlichen Staat, hat die Politik von SVP, FDP sowie einer guten Hälfte der CVP ja nichts mehr zu tun. Da es ihnen nur noch darum geht, den Verfassungstaat und seine Institutionen zu schwächen oder ganz abzuschaffen die immerhin als gewisser Garant der Rechte der Schwächeren während rund 150 Jahren aufgebaut worden waren. Erstmalig unter der Sonne. So ist es doch.

 

Gut.

 

Natürlich hat es aber durchaus mit all dem etwas zu tun, wenn Giuseppe Gracia flankiert von lauter Rechten: Tamara Wernli, rechte Kolumistin der "BaZ" unter Markus Somm; Alain Pichard, Sarrazin-Rezipient, "Weltwoche"-Kolumnist; der früher ganz lustige Journalist Stefan Millius, auch mal Mitarbeiter der "Arbeiterzeitung", heute mit der Online-Plattform "Die Ostschweiz" unnötigerweise zusätzliches Sprachrohr der SVP; Marianne Binder-Keller, CVP-Nationalrätin, sie ist Kopftuchgegnerin und Frauenquotengegnerin und möchte Pascale Brunner im Ständerat beerben; sowie Andreas Thiel –, flankiert von so vielen, ausschliesslich Rechten, dass der Berichterstatter der "Nachrichten" schrieb:

 

"Das ist der einzige Kritikpunkt des Abends. Die Linken werden andauernd als Urheber für die verfehlte Sprachsperre bezeichnet, können sich aber nicht verteidigen. Eigentlich müsste so ein Abend auch für die Angegriffenen sein. Nur im Dialog können auch MIssverständnisse bereinigt werden."

 

Es hat damit was mit unserem freiheitlichen Staat und der offenen Gesellschaft geschieht , durchaus zu tun, wenn Gracia flankiert von ausschliesslich Seinesgleichen im "Pfalzkeller", dem offiziellsten denkbaren Ort im Kanton, Dinge verzapfen durfte wie:

 

"Zwei Drittel der Journalisten ist links. Das ist insgesamt eine mächtige Meinung."

 

Man gehe immer auf die Person anstatt auf die Sache los. Die Personalisierung halte überall Einzug.

 

"Alles wird an den Pranger gestellt. Das ist eine ungute Entwicklung."

 

Doch. Dass auf die Person geschossen wird, statt sachlich zu argumentieren, das erleben wir vor allem auf linker Seite in Wahlkämpfen. Nicht etwa von rechts.

 

***

 

Ich ging hin und antwortete Giuseppe Gracia mit dem Text von unten und schickte ihn an die Redaktion. Ein Redaktionsmitglied reagierte. Nur davon, ob der Text gedruckt würde, erfuhr ich nichts.

 

Hier der Text an meinen ehemaligen Kollegen Giuseppe, der meint, mit seiner Klugheit Gutes zu tun:

 

 

 

„Lichterlöschen für die Meinungsfreiheit?“, „St.Galler Nachrichten“, Mittwoch, 24. Oktober 2018

 

 

Hallo, Giuseppe Gracia, wir kennen uns schon lang, aber ich verstehe Dich immer weniger. Wo liegt Dein Problem (und das der Anderen der Gesprächsrunde) mit der Meinungsfreiheit und der Political Correctness? Da ist zunächst einmal das Argument, solang Du alles schreiben kannst, was Du willst, zum Beispiel Dein Buch, und solang Du darüber im Pfalzkeller reden kannst, solang ist die Meinungsfreiheit gegegeben. Das gilt auch für Köppel, Sarazzin, sogar für Thiel – die alle, wie Du, immer so tun, als könnten sie gar nichts mehr sagen. Dabei reden sie doch die ganze Zeit. Professionell. Und man hört ihnen zu. Druckt sie ab. Du, da haben es ich und meine Nachbarn im Fall anders, Giuseppe. Nein, die Diskussion über die Meinungsfreiheit ist einfach eine Scheindebatte der Rechten. Glücklicherweise hat der Autor des Berichts in den "St.Galler Nachrichten" drauf hingewiesen, dass in den Internetforen ja grade von rechts die Meinungsfreiheit ebenso wie der Spielraum der politischen Unkorrektheit und des Tabubruchs ohne Ende ausgereizt werden. Was möchtest Du denn für eine Incorrectness? Findest Du es gut, wenn alle einander einfach Lump sagen können? Wünschst Du Dir eine Gesellschaft, in der wir alle mit dem verbalen Brecheisen aufeinander losgehen? Findest Du es cool, dass man sich auf dem Schulhof schwul, behindert und Neger sagt? Erklär mir das mal. Du sprichst doch auch immer nett und mit ganz geschmeidiger Stimme. Möchtest Du lieber ausrufen, austicken, unflätig sein? Dann tu's doch. Und dann die Journalisten, die links sind. Du bist selber Journalist und weisst, was Du da für einen Unsinn verzapfst. JournalistInnen trennen zwischen Bericht und Kommentar. (Die Trennung zwischen Bericht und Kommentar erfolgte im besagten Bericht und erfolgt sehr oft in den "Nachrichten" leider – entgegen der Handwerksregel - nicht.) Die eigene Meinung spielt bei gutausgebildeten JournalistInnen, die ihre Arbeit handwerklich korrekt ausführen, keine Rolle. Ausser sie verfassen einen Kommentar. Wenn sie Berichte schreiben, halten sie sich an die objektive Fakzitität. Die allerdings wird von den rechten Fakepropagandisten soeben auf der ganzen Welt ebenfalls mit Füssen getreten. Auch hier führst Du eine Scheindebatte, wider besseres Wissen. Und wenn die Journalisten rechts wären! Die meisten Verleger sind rechts, erstens. Oder neoliberal-rechts. Brutal mächtig. Der Verleger der Zeitung, wo der Bericht über eure Gesprächsrunde erschien, ist ganz sicher rechts. Die Linken schauen wenigstens ein bisschen für die Schwächeren. Findest Du das nicht? Und findest Du das schlecht? Die ganze Schweiz ist in den letzten Jahren, eben gerade wegen des Verlegers der "Nachrichten", sehr, sehr weit nach rechts gedriftet. Leute, die sich für Schwächere einsetzen, Linke also, werden dabei von rechts als Gutmenschen und als "nett" lächerlich gemacht. Fehlt es also an der Meinungsfreiheit? Findest Du das – sagen wir mal als Christ – noch zuwenig unkorrekt, wenn man einen Menschen, der sich für Andere einsetzt, die es nötig haben, als "Gutmenschen" und "nett" verlacht? Wie möchtest Du mich Linken also gern titulieren? Sodann sind unsere Parlamente rechts, die kantonalen ebenso wie das des Bundes. Und auch Deine Kirche ist rechts. Viel rechtser als die Gläubigen – die der Kirche trotzdem treu bleiben. Aber nicht wegen des rechten Bischofs, für den Du seit Jahren arbeitest. Sondern wegen sich selber, wegen der Liebe in ihren Basisgemeinden und wegen ihrer Glaubensüberzeugung. Was willst Du also? Wie weit nach rechts, sag mir das, Giuseppe, möchtest Du noch gehen? Wie viel weiter rechts und wie viel unkorrekter möchtest Du die Schweiz, unsere Gesellschaft, Europa, die Welt noch haben? Weisst Du, was ich glaube: Du bist einfach, wie Deine politischen Glaubensgenossen, verwöhnt. Du weisst die Meinungsfreiheit und die politische Korrektheit, die wir in der Schweiz, in Europa und so weiter haben und die wir seit der Aufklärung und ein bisschen auch seit 1968 als Unterschied zum Mittelalter erarbeiteten – Du weisst das einfach nicht mehr zu schätzen. Du weisst nicht mehr, was Du alles hast. Auf Deine Antwortet wartet: Michael Walther, Büelstrasse 58, 9630 Wattwil

 

 

mw., 25.10.18

 

 

 

 

(23.10./25.10.2018)

 

Blochers Kolumnen in den "Nachrichten", Teil 2:

Und dann war es vorbei mit den Ankerbildlikommentaren

 

Am Anfang waren die Kolumnen von Blocher ziemlich nett. Er liess sich aus über Anker, seine Kunst. Aber dann war's rasch aus mit den Ankerbildlikommentaren. Im Herbst, als in der Schweiz nicht nur die Blätter gelb wurden, sondern die SVP für ihre "Selbstbestimmungsinitiative", die Antimenschenrechtsinitiative also, alles mit Gelb überzog und dazu die Post- und Service-Public-Farbe massakrierte, da konnte und wollte Blocher nicht mehr an sich halten. Aus die Kultur. Gleich zwei Mal hintereinander, am 10. und 17. Oktober, rührte er die Trommel für seine Initiative.

 

Ich gehe davon aus, dass er fortan politisch bleibt. Am 24.10. schlug er in die Kerbe der Klimakatastrophenleugner. Nicht ohne es fertigzubringen, eine Information betreffend die Klimaveränderung, die sich ja gar nicht bewahrheitet habe, als Fakenews hinzustellen. Nicht bei ihm, auf der rechten, reaktionären, revisionistischen Seite also die Fakes. Sondern auf der kritisch-wissenschaftlich-aufgeklärten Seite. Verdreht wird seit Jahrzehnten, wo man kann.

 

Nach seinen beiden ersten Politkolumnen in eigener Sache schrieb ich den folgenenden Text, den ich am 23.10.18 an alle "Nachrichten"-Titel" verteilte ausser dem "Bernerbär", dem "Schaffhauser Bock" und den "Zürcher Stadtzeitungen", die bislang Blochers Kolumnen nicht veröffentlichten. Ich sandte es an alle Titel, obwohl nicht überall wohne. Weil Blochers Texte ja auch überall erscheinen. Ich erwartete eine Handvoll Reaktionen. Aber bis jetzt blieb alles ruhig, verdächtig ruhig. Auch deshalb glaube ich: Mit der "Grosszügigkeit" der "Toggenburger Zeitung"-Redaktion, dass ich dem Verleger im eigenen Blatt (minim) an den Karren fahren durfte (minim, weil meine Medienmacht im Vergleich zu ihm weniger als homöopathisch ist), mit dieser Grosszügigkeit werde ich kaum ein zweites Mal rechnen dürfen.

 

Hier der wohl in allen "19 Gebieten" Blochers aktueller Medienmacht unveröffentlich bleibende Text:

 

 

 

Kommentare in allen „Nachrichten“ vom 10. und 17. Oktober 2018

 

Blocher und seine Kollegen sind gegen die Demokratie

 

Nach vier Mal ist fertig mit den Ankerbildlikommentaren von Blocher. Jetzt geht es um die eigene Initiative mit dem wie bei der SVP immer irreführenden Titel „Selbstbestimmung“: Es geht um die Einschränkung der Menschenrechte für die Schwachen. Jetzt missbraucht Blocher als Verleger seine Marktmacht, um zwei Millionen Menschen wöchentlich das Gehirn zu waschen. Genau die Marktmacht, die er an der SRG hasst (welche aber kontrolliert wird). Im nächsten Monat wird die Schweiz gelb gepflastert sein. Es ist wie früher Gesslerhüte grüssen, wenn man durch die schöne Landschaft geht. Blocher und sein Clan kauft einfach die Demokratie. Er ist ein multinationales Unternehmen – und wie diese schlecht, weil zu gross für die Demokratie und die Gerechtigkeit. Schädlich für die Demokratie ist seit 25 Jahren die SVP, die Angst und Hass in der Schweiz sät, statt, wie es in der Verfassung heisst: Einer für alle, alle für einen, nämlich auch die Stärkeren für die Schwächeren. Procap, also der Invalidenverband, und viele Schwächere bekamen vor dem Europäischen Gerichtshof schon Recht. Aber von Blocher stammt ja die Titulierung „Scheininvalide“. Gegen Europa und den Europäischen Menschengerichtshof sind die, die die Demokratie abschaffen, nicht erhalten wollen: Blocher. Und seine Kumpane in Deutschland, Italien, Frankreich, England, Polen, Ungarn, Österreich. Wer am 25. November 2018 nicht Nein stimmt und im Herbst 2019 nicht entsprechend wählt: dem und der ist nicht zu helfen. Nur die grössten Kälber wählen ihren Metzger selber.

 

 

Michael Walther, Büelstr. 58, 9630 Wattwil

 

 

mw., 25.10.18

 

 

 

(24.8./25.10.2018)

 

Zu Blochers Kolumnen in den "Nachrichten": Die Mehrheit will das nicht

 

Blocher hat im Sommer 2017 den Zehnder-Verlag gekauft. Sein Besitz umfasst derzeit 33. Titel. Die Auflage wird mit 942141  angegeben. In den Mediadaten selbst steht geschrieben, dass 1056066 Kontakte generiert werden können. Ich gehe davon aus, dass auf ein Exemplar knapp zwei LeserInnen fallen (etwa 1,7 LeserInnen pro Exemplar eines Druckerzeugnisses ist ein guter, allgemeiner Schnitt). Deshalb gebe ich die Reichweite in meinen Texten mit rund zwei Millionen an. Oder ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. Oder alle AusländerInnen im Land.

 

http://verlag.swissregiomedia.ch/index.php?id=549&no_cache=1

http://swissregiokombi.ch/profil/

 

Die Zehnder-Blätter fuhren, schon als sie noch dem Wiler Unternehmer gehörten, einen strammen Rechtskurs. Zum Beispiel durch den Kolumnenschreiber Pichler, einen Überzeugungstäter, der es immer gut fand gegen den Staat, der mache, was er wolle, Europa, die Elite und so weiter zu lästern. Wie das Parteiprogramm von Blocher und aller Rechten in Europa. Kein Unterschied.

 

Journalistische Regeln wurden immer verletzt. Zum Beispiel die Trennung von Bericht und Kommentar war, auch teils mangels schlechter Ausbildung der Schreibenden und ihrer Überlastung, war immer Glückssache. Mal der Fall, mal nicht. Frei nach der politischen Leber des oder der Schreibenden.

 

Zum Verlag gehören auch der "Bernerbär", der "Schaffhauser Bock" sowie die "Zürcher Stadtzeitungen". Letzteres der von der zahnlosen Weko abgenickten Rochade sei Dank: "BaZ" geht an die bereits viel zu mächtige Tamedia; der auch viel zu mächtige Blocher darf dafür die "Zürcher Stadtzeitungen" schlucken, die bis anhin Tamedia besass.

 

Bei der Übernahme konnten sich in der eigenen Zeitung und in anderen Medien sowohl der bisherige Eigentümer als auch Blocher liberal und zahm geben: Nein. In den redaktionellen Teil werde sicher nicht eingegriffen. Die Übernahme sei nicht damit verbunden, dass Blocher mit den neuen Titeln Parteipolitik machen wolle.

 

Kolumnenschreiber Pichler wurde im Jahr 2018 pensioniert und zog sich ganz zurück. Bei Abstimmungen häuften sich die Publireportagen, etwa von Lukas Reimann. So viele, wie er gar nicht schreiben kann und nicht bezahlen kann, wenn er denn bezahlen müsste. Es ist eine Agentur, die das Zeug schreibt. Behaupte ich mal. Man beweise mir das Gegenteil.

 

Und dann, in der Ausgabe vom 22. August 2018, erstmals die Kolumne "Der Verleger hat das Wort". Leser hätten ihn gebeten, schreibt Blocher. Glauben macht selig. Ich schrieb den folgenenden Leserbrief an die "Toggenburger Zeitung", also das betreffende Wochenblatt im Toggenburg, wo ich wohnhaft bin. Blocher verbreitet sich in allen Titeln. Mein Text erschien nur in diesem kleinen Teilblatt.

 

Der Titel meines Texts "Die Mehrheit will das nicht" stimmt. Denn vom Wähleranteil der SVP her ist das so. An die dreissig Prozent der MitschweizerInnen wählen leider SVP. Also ist Blochers Kolumnen bei sieben von zehn Schweizerinnen und Schweizern unerwünscht. Wie auch der weitere Rechtsruck in den "Nachrichten".

 

Die Redaktion hatte den Text gedruckt. Heute (Ende Oktober, siehe weitere Beiträge) vermute ich, dass es das letzte Mal war, dass ich in dem Blatt abgedruckt wurde.

 

Hier der Text:

 

 

Die Mehrheit will das nicht

 

Herr Blocher, zu Ihrer Kolumne. In Ihrer Zeitung. Die meisten Menschen in der Schweiz wünschen, dass Sie schweigen. Einfach schweigen. Und Toni Brunner und all die Köppel und Genossen noch dazu. Die in den letzten Jahrzehnten nie (nie) zur konstruktiven Lösung eines politischen Problems beigetragen haben. Die den Patriotismus ach so gepachtet haben. Sie, die Milliardärepartei. Die sich bei den normalen Leuten einschmeichelt. Ihnen Solidarität vorheuchelt. Den Leuten in unsicheren Zeiten Angst macht und sie gegeneinander aufbringt. Nur das. Sie, der Milliardär. Der das Geld nicht selber verdient, sondern den Normalverdienern abgetrotzt hat. Einfach schweigen. Daheim sitzen. Was lesen. Schweigen. Verstehen Sie? Danke. Gruss.

M. Walther, Büelstrasse 58, 9630 Wattwil

 

 

Auf meinen Brief gab es eine weitere Zuschrift, die ich nicht aufbehielt, ein Verteidiger Blochers aus der Region, der die Kritk seines Idols schlecht ertrug. Und ob die SVP Probleme gelöst habe, schrieb er. (Welche? Wochen später nahm die St.Galler Bevölkerung die SVP-Initiative zum Burkaverbot an.) Und ich verstünde nichts von Politik, habe mich bestimmt noch kaum je damit beschäftigt.

 

Das ist nun aber sicher grundfalsch.

 

mw., 25.10.18

 

 

 

(13.3.2018)

 

Betriebswirtschaft, zum Beispiel bei Medienunternehmen, heute: Wieder mal Weihnachten bei „T“

(bei dessen Aktionariat – nicht bei den MaschinistInnen)

 

Zum Geschäftsergebnis 2017 von Tamedia – und zur den Vorgängen bei der SDA

 

MICHAEL WALTHER*

 

Man bleibt auf Trab und muss weiterschreiben. In der Mailbox heute morgen die „Breaking News“ von persoenlich.com. Dann ab acht Uhr die Nachrichten auf SRF 2 – wo sonst. Die Redaktion fasst es zusammen: Tamedia/„T“ hat 2017 drei Prozent weniger Umsatz gemacht (974 Millionen), aber den Gewinn rund 40 Prozent gesteigert (39 Prozent, auf 170 Millionen Franken).

 

Das möchte ich schon auch mal können – nur knapp so viel Umsatz. Aber sagenhaft viel mehr Gewinn.

 

Dann die Details. Die Werbeeinnahmen im Print, das betrifft inzwischen auch die Gratis-Pendlerzeitung „20 Minuten“, sanken um 35 Millionen. „Geld verdient“, so der SRF-Wirtschaftsredaktor, „hat Tamedia bei den digitalen Angeboten – den Marktplätzen, Ricardo, Tutti, Jobcloud und so weiter – und bei den Beteiligungen.“

 

Im Unterschied zu Print verdient sich im Onlinebereich rasend viel Geld. Ungelöst ist die Besteuerung der Online-Werbeeinnahmen. Das ist ein politisches Problem, um das sich die beiden rechten, neoliberalen Parteien in der Schweiz (SVP, FDP) nicht kümmern werden.

 

„Die Mediengruppe Tamedia hat 2017 ihren Reingewinn vor allen dank Sondereffekten um 39 Prozent auf 170,2 Millionen Franken gesteigert, wie der Konzern am Dienstag mitteilte“, heisst es in der Medienmitteilung von persoenlich.com genau. Online-Werbegewinne sind also in der Tamedia-Diktion Sondereffekte – oder was?

Zum Gewinn die Details: Das Betriebsergebnis nahm um über 59 Prozent auf 180,7 Millionen Franken zu. Der Anstieg sei allerdings grösstenteils auf „buchhalterische Sondereffekte“ zurückzuführen. „Unter dem Strich verblieb ein um 39 Prozent höherer Reingewinn von 170,2 Millionen Franken. Den Aktionären von Tamedia stehen davon 146,9 Millionen Franken zu.“

 

Als normaler Bürger lese ich das so, dass wir hier uns hier bereits im Bereich der Steueroptimierung aufhalten. Wie auch immer, „buchhalterische Sondereffekte“ hin oder her: Wenn nicht gesagt wird, worin diese „Sondereffekte“ bestehen, ist das ein Gewinn, ein Gewinn und nochmals ein Gewinn. Sonst müsste man es nicht – halbverschleiert – so benennen.

 

Nun, was bedeutet dies? Wie sieht die Gesamtsituation aus?

 

1. Es gibt riesige Gewinne bei den Tamedia-Online-Angeboten und unter dem Strich ein riesiger, massiv gesteigerter Reingewinn. Trotzdem wird gespart. Tamedia dampft seit Jahren die Redaktion ein, die trotzdem noch immer – aus dem journalistischen Ethos der Maschinistinnen und Maschinisten heraus – einen hervorragenden Job macht. Also kann man weiter drücken. Seit Anfang 2018 spart Tamedia durch die Zusammenlegung verschiedener Redaktionen („Tages-Anzeiger“, „Berner Zeitung“ u.a.) in eine gemeinsame Mantelredaktion. Sparen auf dem Buckel des Personals bei riesigen Gewinnen ist für mich unternehmerisch ein Skandal.

 

2. Mit dem Cash des Betriebsergebnisses, der an das Tamedia-Aktionariat geht, hätte das SDA-Defizit von 2018 (läppische 3,1 Millionen – für das aber 30 bis 40 JournalistInnen ins Gras beissen; so viel, nämlich jede fünfte Stelle will die SDA streichen/abbauen) – mit diesem Cash, 147 Millionen durch 3,1, hätte das SDA-Defizit 2018 40 (39,7) Mal berappt werden können.

 

Dies zum Narrativ, ob Unternehmensgewinne reinvestiert werden. Nein. Werden sie nicht.

 

Zur Verbindung Tamedia - SDA: Die SDA (der Informationsgrundversorger in der Schweiz) ist eine Aktiengesellschaft im Besitz der Schweizer Medien.

 

Tamedia ist der Hauptaktionär der SDA. Das Aktienkapital der SDA beträgt zwei Millionen Franken. Es sind 4000 Aktien à 500 Franken. Tamedia hält 1175 Aktien (29,4 Prozent). Die anderen Hauptaktionäre sind: NZZ-Gruppe, 456 Aktien, 11,4 Prozent; SRG, 400 Aktien, 10 Prozent; Médias Suisses Lausanne, 391 Aktien, 9,8 Prozent). Insgesamt halten diese vier Hauptaktionäre 2422 der 4000 Aktien, 60,6 Prozent.

 

Die Verwaltungsräte der SDA sind:

 

  • Hans Heinrich Coninx – er ist SDA-VR-Präsident seit 2003 und Besitzer von Tamedia (11,9 Prozent des Tamedia-Aktienkapitals, 2016)

  • Hanspeter Lebrument, Vizepräsident Verwaltungsratspräsident der Südostschweiz Mediengruppen AG

  • Walter Bachmann, Generalsekretär der Schweizerischen Radio-und Fernsehgesellschaft SRG SSR, Bern

  • Ueli Eckstein (1952), Leiter Spezialprojekte Publizistik Tamedia AG, Zürich

  • Matthias Hagemann, Verwaltungsratspräsident Radio Basilisk Betriebs AG

  • Hanspeter Kellermüller (1968), Gockhausen, Generalsekretär der NZZ-Mediengruppe

  • Serge Reymond, Mitglied der Unternehmensleitung Tamedia AG, Zürich

  • Giacomo Salvioni, unter anderem Co-Verleger von 20 minuti Breganzona

 

Insgesamt ist Tamedia mit drei (vier inklusive Giacomo Salvioni) von acht Verwaltungsräten bei der SDA dabei = die Hälfte.

 

Es wäre also am Platz, dass mit einem Reingewinn von 147 Millionen nicht nur in die eigenen Qualitätsredaktionen investiert würde; statt dort Personal zu sparen), sondern auch in die SDA investiert würde – statt auch diesen hervorragend arbeitenden Grundversorger zu zerschlagen – und 40 anständige und gute JournalistInnen auf Strasse zu schicken.

 

Dies ist es auch, was ich meine: Gibt es unternehmerische Verantwortung?

 

Nein. Keine. Null. Nada. Man muss es regeln. Sonst schauen sie nur, nur, nur – für sich, für sich, das Aktionariat.

 

Wo gehen die mit dem Geld hin? Man kann ja nur einmal aufs Mal Tennis spielen; man kann nur ein Stück auf einer Querflöte gleichzeitig spielen, oder? Und optimieren dennoch Steuern. Wobei ihnen die Strukturen noch helfen.

 

Wo gehen sie mit dem Geld hin? Na ja, noch mehr Zitronen kaufen (1), die man noch mehr ausdrücken kann.

 

Wenn ich jemanden, Pietro Supino oder einen seiner Kollegen, zu Unrecht verteufle, soll er oder sie zu mir auf einen Kaffee kommen und mir erklären, wieso es nicht anders geht. Irgendwie – kultivierter. Menschlicher. Anständiger. Gerechter. Und befriedigender.

 

(1) Darüber, dass soziale Wohlfahrt und Chancengleichheit nicht freiwillig, nicht über „Giving Pledge“ und Almosen/Ablässe wie im Mittelalter reguliert werden sollen, habe ich anderswo geschrieben.

 

 

 

Links

 

Medienmitteilung persoenlich.ch, 13.3.18:

 

http://www.persoenlich.com/medien/gutes-ergebnis-im-jahr-2017

 

Stand der Dinge SDA im März: Es drohen personelle Engpässe, kleinreport.ch, Stephanie Vonarburg, syndicom:

 

http://www.kleinreport.ch/news/sda-protest-es-drohen-personelle-engpasse-89307/

 

Zahlen SDA-Defizit, kleinreport.ch:

 

http://www.kleinreport.ch/news/geschaftsleitung-verteidigt-kahlschlag-ansonsten-ware-sda-wenigen-jahren-konkurs-88924/

 

Zahlen Stellenabbau SDA:

 

https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/standardnachrichtenagentur-sda-streicht-jede-fuenfte-stelle/story/27991794

 

Alle SDA-Artikel, kleinreport.ch:

 

http://www.kleinreport.ch/tags/sda_1/

 

Beteiligungen Tamedia:

 

https://www.tamedia.ch/tl_files/content/Group/PDF%20Files/Deutsch/20170801%20Namhafte%20Beteiligungen%20Tamedia%20DE.pdf

 

Tamedia-Aktionariat:

 

http://ch.4-traders.com/TAMEDIA-AG-68736/unternehmen/

 

Geschäftsbericht SDA 2016 mit Infos Aktionärsstruktur (Seite 7)

 

http://www.sda.ch/fileadmin/user_upload/domain1/pdf_s/sda_GB_2016_Final.pdf

 

SDA-Verwaltungsrat:

 

http://www.sda.ch/de/unternehmen/organisation/verwaltungsrat/

 

SDA, Wikipedia:

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizerische_Depeschenagentur

 

Thema Besteuerung Online-Werbeeinnahmen:

 

https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/politiker-wollen-google-und-facebook-besteuern-132135844

 

 

 

13.3.18

 

 

 

* Michael Walther, Journalist BR, Autor, Mediendozent, Textcoach, Wattwil SG, www.michaelwalther.ch, m-walther@bluewin.ch